Auf dem Rennsteig – Tag 3

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Die dritte Etappe wird für mich eher keine sein, die ich tatsächlich laufen werde. Die Knie schmerzen dramatisch. Dennoch sollte ein Besuch des Rennsteiggartens möglich sein, während meine Wanderbegleitung die gesamten 26 Kilometer alleine rockt.
Sven Becker
  Inhalt

Am nächsten Morgen jedoch waren die Schmerzen vor allem im linken Knie nicht verschwunden, ganz im Gegenteil. Meine Frage an der Rezeption ob es in einer nahen Ortschaft entlang des Rennsteig einen Arzt oder eine Apotheke gäbe wurde verneint. Und auch der Öffentliche Personennahverkehr stellt hier keine wirkliche Hilfe dar, da von Neustadt wohl alle Busse erst nach Illmenau fahren und von dort dann in die umliegenden Ortschaften. So blieb mir nichts weiter übrig, als Daniel die Wanderkarte in die Hand zu drücken und ihm viel Spaß auf der heutigen Etappe zu wünschen. Mir selbst genehmigte ich eine erneute Taxifahrt ins heutige Tagesziel Oberhof, die mich zwar um 50.- € erleichterte, mir aber auch wertvolle Tipps des Taxifahrers für das Wandern in den Alpen einbrachte. Na besten Dank. Wie es scheint, schaffe ich ja noch nicht mal das Mittelgebirge.

Durch die Wälder
So schaut der Rennsteig die meiste Zeit aus. Viele Bäume, breite Wege, gut zu laufen. Wenn er nicht ab und zu von der ein oder anderen Aussicht, Sehenswürdigkeit oder Ortschaft unterbrochen wäre, könnte man ihn direkt als langweilig bezeichnen. Aber zum Glück ist dem nicht so.

Von Neustadt am Rennsteig nach Oberhof.

In Oberhof angekommen humpelte ich zuallererst in die Fußgängerzone des Ortes, die glücklicherweise nur 500m von unserer Pension enfernt lag, und suchte einen Arzt, der natürlich schon geschlossen hatte. Gegenüber befand sich jedoch eine Apotheke, deren Inhaberin mich wohl schon beobachtet haben mußte, da sie mich mit einem verschmitzten Lächeln und den Worten empfing: „Na… wo drückt denn der Schuh?“.

Am Rondell
Das Rondell klingt nicht nur wie ein Teilstück der Autobahn, es fühlt sich auch so an. Direkt dahinter donnert der Verkehr in Richtung Suhl vorbei.

Nachdem ich ihr meine Befindlichkeit erklärte, blickte sie kurz auf mein Schuhwerk, schüttelte den Kopf und wies mich darauf hin, dass dies ja wohl auch bitte schön nicht meine Wanderschuhe seien. Als ich dies zu ihrem Entsetzen jedoch bejahte, schüttelte sie ihren Kopf noch energischer und wies darauf hin, dass ich mir mit Alpinstiefeln im Mittelgebirge die Knie kaputt machen würde. Die Sohlen der alpinen Schuhe wären wohl extrem versteift und würden einem natürlichen Abrollverhalten beim Gehen langer Strecken zuwider laufen. Das würde widerum die Kniegelenke überbeanspruchen und, als Folge dessen würden sich eben jene entzünden.

HDR-Blick vom Rennsteiggarten
Die eine Bank. Die mit dem fantastischen Ausblick. Für eine ganze Weile gehörte sie mir. Naja, bis der nächste Regenschauer kam.

Hilfe aus unerwarteter Richtung

Doch sie könne mir helfen. Zuerst sollte ich mir neue und diesmal richtige Wanderschuhe zulegen und zweitens gab sie mir eine Dolormin Schmerzsalbe, damit sich die Entzündungen wieder legten. „Na toll,“ dachte ich. „Das Loch in meiner Reisekasse wird gerade immer größer.“ Aber hilft ja alles nichts. Irgendwie muß es schließlich weitergehen. Also bezahlte ich und humpelte zurück in die Pension, um der Salbe ein Chance zu geben.

Der Rennsteiggarten.
Was will man machen, wenn man nicht mehr laufen kann? Durch den Rennsteiggarten humpeln. Auf kleinem Raum bietet sich hier eine Vielzahl von Pflanzen und, was noch viel verlockender für mich war, jede Menge Bänke. Je nach Belieben in der Sonne oder im Schatten. Toll war das.

Na toll, dachte ich. Das Loch in meiner Reisekasse wird gerade immer größer. Aber hilft ja alles nichts.

Am frühen Nachmittag traf dann auch Daniel ein und berichtete von atemberaubenden Ausblicken auf den Thüringer Wald, seine Umgebung und dass er heute komplett allein unterwegs war. Keine anderen Wanderer. Nur er und die Natur. Nun endgültig frustriert zog ich mich mit meinem Buch in mein Zimmer zurück und hoffte auf die moderne Medizin.

Im Rennsteiggarten
Was will man machen, wenn man nicht mehr laufen kann? Durch den Rennsteiggarten humpeln. Auf kleinem Raum bietet sich hier eine Vielzahl von Pflanzen und, was noch viel verlockender für mich war, jede Menge Bänke. Je nach Belieben in der Sonne oder im Schatten. Toll war das.

Der Rennsteig Garten

Auf einer Fläche von 7 ha rund um den 868 Meter hohen Pfanntalskopf bei Oberhof können die Besucher ca. 4000 verschiedene Pflanzenarten aus den Gebirgen Europas, Asiens, Nord- und Südamerikas, Neuseelands und der arktischen Region kennen lernen. Hier in der Kammlage des Thüringer Waldes bilden die Gebirgspflanzen ihren typischen Wuchs und Blütenflor aus. Viele Vertreter bekannter Gebirgspflanzengattungen entfalten im Rennsteiggarten ihre attraktiven Blüten genauso wie auch weniger bekannte Schönheiten wie Blauen Himalayamohn, Andenpolster und Bitterwurz.

Weitere Infos: Rennsteiggarten Oberhof

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