Rundweg über Quirl und Pfaffenstein

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Der Pfaffenstein zählt zu den bekanntesten Tafelbergen der Sächsischen Schweiz. Seine Berühmtheit verdankt er der Barbarine, einem solitären Kletterfelsen. Ein Wanderbericht.
Sven Becker
  Inhalt
Tafelberge gibt es viele in der Sächsischen Schweiz. Doch nur wenige zeigen sich so eindrucksvoll wie der Lilienstein oder hier der Pfaffenstein.
Tafelberge gibt es viele in der Sächsischen Schweiz. Doch nur wenige zeigen sich so eindrucksvoll wie der Lilienstein oder hier der Pfaffenstein.

Rund um den Quirl

Mit jedem Frühling fasziniert mich aufs Neue, wie viele Outdoor-Süchtige es bei den ersten wärmenden Sonnenstrahlen dann doch rauszieht. Hatte ich mich insgeheim der Hoffnung hingegeben, vielleicht allein unterwegs sein zu können, werde ich schon in Pfaffendorf eines Besseren belehrt. Die Parkplätze sind überfüllt, selbst am Straßenrand wird geparkt. Trotzdem die Wege vom letzten geschmolzenen Schnee zumeist noch matschig sind, tauchen vor und hinter mir immer wieder schrille Farbtupfer moderner Outdoor-Kleidung auf. Den Weg kann ich also nicht wirklich verfehlen, brauche ich mich doch nur an neongrüner und pink-violetter Kleidung zu orientieren.

Der Diebeskeller zählt wohl zu den größten Höhlen in der Sächsischen Schweiz und ist im Sommer bei den sogenannten Boofern ein beliebtes Übernachtungsziel. Nicht weit von Pfaffendorf entfernt bietet sie genug Platz, um auch einer Schulklasse am Wandertag Unterschlupf zu gewähren. Die Reste eines Lagerfeuers am Eingang lassen vermuten, dass sie selbst im Winter rege besucht wird.

Am ersten Frühlingstag kann man noch keine grünen Bäume erwarten. Dafür springen Wanderer sehr farbenfroh ins Auge.
Am ersten Frühlingstag kann man noch keine grünen Bäume erwarten. Dafür springen Wanderer sehr farbenfroh ins Auge.
Kurze Rast am Diebeskeller, einer der größten Höhlen des Elbsandsteingebirges.
Kurze Rast am Diebeskeller, einer der größten Höhlen des Elbsandsteingebirges.
Egal ob jung oder alt, der erste Frühlingstag lockt sie alle hervor. Hier bei der Umwanderung des Quirl.
Egal ob jung oder alt, der erste Frühlingstag lockt sie alle hervor. Hier bei der Umwanderung des Quirl.
Von West und Nord kann man einen sehr guten Eindruck von der Größe des Pfaffenstein's gewinnen.
Von West und Nord kann man einen sehr guten Eindruck von der Größe des Pfaffenstein’s gewinnen.

Auf den Pfaffenstein

Den Quirl hinter mir lassend mache ich mich nach einer kleinen Rast endgültig an den Aufstieg zum Pfaffenstein. An einem fragwürdigen Feld aus Steinmännchen vorbei kommend zweige ich ab und schon geht es steil bergan. Wie fast überall in der Sächsischen Schweiz heißt es auch hier Treppen steigen. Abwechselnd auf Eisenleitern und in den Sandstein geschlagenen Stufen zieht sich der Wanderweg auf gut einem Kilometer die knapp 120 Höhenmeter hinauf. Den letzten Rest eng und steil. Vereinzelt haben sich in kühlen Felsspalten noch Eiszapfen gehalten und trotzen emsig den mittlerweile 18 Grad.

Mittelgebirge gibt es ja viele in Deutschland. Aber keines dürfte so spektakulär sein wie die Sächsische Schweiz.

Auf dem Plateau des Gipfels herrscht reges Treiben. Kinder toben inmitten der Felsen, mitgebrachte Brote werden auf der riesigen Terrasse des Wirtshauses ausgepackt und ein frisch gezapftes Bier in der Sonne getrunken. Solch eine Art der Belohnung ist mir die liebste und ich tue es den anderen gleich. Das Schöne am Gasthaus auf dem Pfaffenstein ist nämlich, dass hier Gastfreundschaft groß geschrieben wird. Sämtliche Speisen und Getränke sind zumeist aus dem direkten Umfeld, häufig sogar aus ökologisch und nachhaltiger Land- & Viehwirtschaft. Da zahl ich doch gern auch etwas mehr.

Caspar David Friedrich soll sehr viele seiner Impressionen aus dem Elbsandsteingebirge gezogen haben. Auch wenn das Gebiet zu seiner Zeit fast gänzlich unbewaldet war.
Caspar David Friedrich soll sehr viele seiner Impressionen aus dem Elbsandsteingebirge gezogen haben. Auch wenn das Gebiet zu seiner Zeit fast gänzlich unbewaldet war.
Braun und dunkles Grün sind dominierende Farben nach einem langen Winter. Das kann mitunter etwas deprimierend wirken.
Braun und dunkles Grün sind dominierende Farben nach einem langen Winter. Das kann mitunter etwas deprimierend wirken.

Zur Barbarine auf dem Pfaffenstein

Eigentliches Highlight jedoch ist zweifelsohne die Barbarine. Dieser, am östlichen Ende des Gipfels stehende Felsen, ist schon allein für sich die Mühen des Aufstiegs wert. Gut 40 Meter ragt die Säule hinauf und war seit der Erstbesteigung 1905 immer wieder beliebtes und berüchtigtes Kletterziel. Mancher Mythos rangt sich um den Felsen, auch wenn nur die Hälfte davon stimmen dürfte. Für die breite Öffentlichkeit gesperrt wagen sich heute nur noch selten mutige Bergsteiger auf ihren Gipfel.

Zurück vom östlichen Ende des Gipfels steige ich den nördlichen Weg wieder hinab. Immer wieder bleibe ich für kurze Momente stehen, um meinen Blick auf den wohl prächtigsten aller sächsischen Tafelberge zu werfen. Majestätisch und beeindruckend erhebt sich der Lilienstein aus dem Elbtal empor und ist mindestens genauso schön wie der Pfaffenstein selbst.

Nach einem knappen Kilometer ist es geschafft und der 435 Meter hohe Pfaffenstein liegt hinter mir. Noch ein letzter Blick auf den Königstein geworfen und dann geht es das letzte Stück des Weges zurück nach Pfaffendorf. Hin und wieder drehe ich mich um und bin nach wie vor fasziniert von der Einzigartigkeit dieser Landschaft. Mittelgebirge gibt es ja viele in Deutschland. Aber keines dürfte so spektakulär sein wie die Sächsische Schweiz.

Über 40 Meter in die Höhe streckt sich die Barbarine als solitärer Kletterfelsen.
Über 40 Meter in die Höhe streckt sich die Barbarine als solitärer Kletterfelsen.
Ganz nach momentan angesagter Bildsprache wende auch ich dem Betrachter den Rücken zu und schaue träumerisch in die Ferne. So hätte es Caspar David Friedrich sicher gefallen.
Ganz nach momentan angesagter Bildsprache wende auch ich dem Betrachter den Rücken zu und schaue träumerisch in die Ferne. So hätte es Caspar David Friedrich sicher gefallen.
In alle Himmelsrichtungen bietet sich vom Pfaffenstein ein toller Blick. Hier in Richtung Lilienstein und ins nördliche Land.
In alle Himmelsrichtungen bietet sich vom Pfaffenstein ein toller Blick. Hier in Richtung Lilienstein und ins nördliche Land.
Blick vom Fuße des Pfaffenstein hinüber zum Königstein. Sind zwar nur 2 Kilometer Luftlinie, dafür aber gut sieben Kilometer Fußweg.
Blick vom Fuße des Pfaffenstein hinüber zum Königstein. Sind zwar nur 2 Kilometer Luftlinie, dafür aber gut sieben Kilometer Fußweg.

Tipps & Infos

HINKOMMEN.
S-Bahn S1 bis Bahnhof Königstein, von dort mit dem Bus 242 od. 246 bis Station Königstein, Bielatalstraße. Im Grunde auch mit dem Bus 244, aber der verkehrt aufgrund einer Baustelle aktuell nicht (Stand: 2021).
Mit dem Auto bis zum Wander-Parkplatz in Pfaffendorf. Da der aber nur sehr klein ist (Platz für ca. 18 Autos), empfiehlt sich die Anreise mit dem ÖPNV.

AUSRÜSTUNG.
Für diese Wanderung benötigt es Freude am Treppensteigen, vor allem festes Schuhwerk und ein wenig Schwindelfreiheit auf den Gipfeln.

UNTERKUNFT.
Empfehlenswert und als Ausgangspunkt für diese Wanderung sind die Urlaubsoase Lindenhof bzw. die Ferienwohnung Abendschein. Beide liegen direkt in Pfaffendorf.

ESSEN & TRINKEN.
Unbeding ausprobieren sollte man die rustikale Küche direkt auf dem Pfaffenstein. Die bekommt ihre Zutaten zumeist von Öko- und Bio-Bauern direkt aus der Umgebung und bietet auch vegetarische od. vegane Speisen. Wem das nicht zusagt: unbedingt Essen & Trinken für unterwegs einpacken. Nichts ist schöner als ein Picknick auf einem der vielen Felsen mit Blick ins Umland.

BESONDERER TIPP.
Nicht jedem bekannt sind die beiden Highlights Burgruine Pfaffenstein und Opferkessel. Erste ist über einen fast zugewachsenen Weg direkt am Gasthaus zu erreichen und mittlerweile überwuchert wie ein verwunschenes Schloss. Der Opferkessel zweigt vorm Nadelöhr ab und bietet weite Panoramablicke. Ideal für ein ausgiebiges Picknick auf den Felsen.

Karte & Überblick

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